Die Freilichtbühne in Tecklenburg
Die wunderschöne Stadt Tecklenburg in Nordrhein-Westfalen, nahe Osnabrück und das Tor zum Teutoburger Wald ist umgeben von einer malerischen Landschaft.
Die alte Stadt selber besticht vor allem durch die toll restaurierten Fachwerkhäuser und den mittelalterlichen Charme – auch der Geschäfte, die man hier findet.
Ein besonderes Sahneschnittchen von Tecklenburg liegt hoch oben über der Stadt – die alte Burg.
Im Grunde ist von dieser Burg, welche 1250 erbaut wurde, nicht mehr viel übrig geblieben.
Schon 1700 war sie ziemlich geschädigt und wurde bis einige wenige Gebäude abgerissen und die Steine im Bau des Tecklenburger Gefängnisses verwendet.
Aufstieg zu den Freilichtbühnen Tecklenburg
Heute gibt es noch den unteren Teil des Torhauses, die Grundmauern und zwei Wände der alten Schlosskapelle und den Burghof.
Interessant ist auch die Burgbastion – ein unterirdischer Gang von der Legge bis zu den Burgmauern. Erst 1944 wurde dieser Gang entdeckt und heute gibt es Touristenführungen hier.
Aber zurück zum Burghof.
Aus dem Lebensbericht der Marga Wiskott (1894 – 1975), die 1925 die Krimhild in den Nibelungen spielte, wissen wir, dass es im Herbst 1923 eine Aufführung der Spielschar Das Feuerschiff unter der Führung von Dr. Krug gab – nämlich die Perser von Aischylos.
Dr. Krug hat bei einem Besuch der Stadt diesen Ort entdeckt und sofort entdeckt, dass diese Burgruine eine tolle Kulisse für Theateraufführungen ist.
Die Tecklenburger waren begeistert von dieser Idee – allerdings wollten sie, dass sie selber dort Theater spielen, sozusagen als vaterländische Aufgabe.
Dr. Krug sollte zwar die Spielleitung übernehmen und durfte auch einige Mitglieder der Spielschar auftreten lassen, aber der Großteil der Schauspieler sollten aus den Tecklenburgern selbst bestehen – alles Laien versteht sich und doch wurde diese Idee umgesetzt.
Burgmauer an der Freilichtbühne Tecklenburg
So kam es dann zu den ersten Heimatfestspielen Tecklenburg – die Geburtsstunde der Freilichtspiele Tecklenburg.
Es wurde eifrig vorbereitet und mit deutscher Gründlichkeit an alles gedacht.
Es gab eine 15 seitige Broschüre in der alle wichtigen Punkte aufgeführt waren – z.B. die Richtlinien für den Besuch der Heimatfestspiele, Richtlinien für die Sonderaufführungen für Jugendliche, die Dauer der Spiele – nämlich vom 20.7. bis 31.8.1924, die Dauer der Vorstellung oder auch die Verabreichung warmer Verpflegung zum billigsten Preis – es gab für 50 Pfennig eine Portion Hülsenfrucht-Suppe mit 100 g Fleisch.
Auch Sonderzüge wurden eingesetzt, damit man ohne Umsteigen direkt von Münster oder Osnabrück nach Tecklenburg und zurück kam.
Von den damaligen 1.200 Einwohnern der Stadt gab es mindestens einen, oft auch mehr, Mitwirkende aus jedem Haus.
Insgesamt kamen 300 leidenschaftliche Mitwirkende zusammen.
Es wurde gebaut, schließlich mussten die Zuschauer irgendwo sitzen.
Die ortsansässigen Handwerker zimmerten eine aufsteigende Holztribüne mit 2.800 Sitzplätzen.
Die Bühne hingegen blieb im Großen und Ganzen das natürlich gewachsene Gelände zwischen den beiden Torgewölben und nur ein paar Gerüststangen wurden benötigt um die Kulisse zu vervollständigen.
Zur Aufführung kam nämlich Wilhelm Tell von Schiller.
Es war ein großer Erfolg.
Schon vor der Premiere waren 12 Aufführungen ausverkauft.
Zum Schluss musste man die Spielzeit um einen Monat verlängern und insgesamt war am Ende die ungeheuerlich große Besucherzahl von 120.000 erreicht.
Aus dem Erlös dieses sensationellen Erfolgs konnte der für die Theateraufführungen benötigte Teil des Burggeländes gekauft werden und es gab außerdem eine große Spende für den Bau einer Turnhalle für das Graf-Adolf-Gymnasium.
Auch für die neue Spielzeit im nächsten Jahr war noch etwas in der Kasse und die Begeisterung der Tecklenburger blieb groß.
Trotz einer Zwangspause von mehreren Jahren aus wirtschaftlichen Gründen blieb der Traum in den Köpfen der Tecklenburger lebendig und so griff Wilhelm Strübbe, ein Gründungsmitglied aus alten Tagen, 1934 diesen Traum wieder konkret auf. Und es wurde wieder gebaut und geplant.
Immer wieder gab es Verbesserungen und Erweiterungen.
Kulissen für Michel aus Lönneberger
So bekam 1993 die Freilichtbühne dann das Mobile Dach – ein Regenschutz und Sonnensegel. Auch die Akustik wurde durch dieses Dach verbessert.
Es gibt mittlerweile wieder 2.300 Sitzplätze, davon 1.800 überdacht.
Heute ist es das größte Freilicht-Musiktheater und die Freilichtspiele Tecklenburg stehen an der Spitze des deutschen Musicaltheaters.
Und es ist wirklich nicht übertrieben.
Schon beim Spaziergang durch den Wald den Burgberg hinauf kann man sich einstimmen auf diese einmalige Atmosphäre.
Sie erreichen das Renaissancetor der Tecklenburg und betreten das großzügige Gelände der Freilichtbühne.
Der Anblick der noch leeren Bühne wird Sie schon in Begeisterung versetzen.
Wenn Sie z.B. auf die Kulissen zum Kinderstück Michel aus Lönneberga schauen, dann entstehen Bilder von Michel und seinen Streichen vor Ihren Augen.
Es ist natürlich heute kein Laientheater mehr.
Mehr als 100 Solisten und Chormitglieder sorgen für Professionalität. Die aufgeführten Stücke werden selbstverständlich auch immer von einem Liveorchester begleitet.
Ein ganz besonderes Erlebnis sind die Vorführungen während der Abendstunden, wenn die Nacht das ganze ein bisschen mystisch gestaltet.
Im Veranstaltungsplan sind Musicals für Erwachsene, für Kinder und immer wieder tolle Sonderveranstaltungen.
Beispiele dafür sind Jesus Christ Superstar, Hair, Les Misérables, Jekyll und Hyde, Peter Pan, Crazy for you, Michel aus Lönneberga, West Side Story aber auch Festival der Volksmusik, Auftritte von Die Höhner, Tom Gaebel & his Big Band, Pfingstgala Musical meets Pop, Festival des Schlagers und und und….
Es ist ein wirklich traumhaftes Erlebnis und man sollte es mindestens einmal erlebt haben.
Vielleicht auch ein tolles Weihnachtsgeschenk – schon im Dezember gibt es Karten für das jeweilig nächste Jahr.
Nähere Informationen gibt es auf der Seite der Bühne Tecklenburg und natürlich im Fremdenverkehrsbüro der Stadt.
Am 30.04.2012 um 14:57 Uhr
Ich wusste gar nicht, dass es in Nordrhein-Westfalen so schöne Ecken gibt! 🙂
Grüße aus dem Frankenland!