Bienvenida Bolivia – Bolivien Reise I
Hola amig@s,
Nach fast sechs Wochen in Peru und Lucias Wunsch noch vor ihrer Heimreise nach Italien bis nach La Paz/Bolivien zu reisen, wurde es dann doch Zeit Peru „Auf Wiedersehn“ zu sagen. Danke Peru! Du bist wunderschön mit deinen leuchtenden, natürlichen Farben, deiner ästhetischen Eleganz und deinen vielseitigen Gesichtern. Kaum zu glauben was du mir alles gezeigt hast und was ich dank dir erleben durfte! Ich vermisse dich jetzt schon, aber ich komme ganz bestimmt zurück. Denn ich kenne noch lange nicht deine ganze Schönheit! 🙂
Zwei Tage bei einer Familie AmarantiBienvenida Bolivia
Der Grenzübergang nach Bolivien verlief eigentlich sehr fliessend, denn direkt am Titicacasee ist kaum ein Unterschied zwischen den beiden Ländern bemerkbar. Nur die Währung ändert sich und so auch die Preise. Eine Coca Cola kostet 8 Bolivianos im Restaurant, das sind cirka 80 Cent. Endlich komme ich mit den laut Lonely Planet vorgeschlagenen 15 Euro pro Tag zurecht. Dieses Kapitel ist auf jeden Fall billiger als das Vorhergehende in Peru. Und das ist auch gut so, denn langsam aber sicher geht mein Reisebudget dem Ende zu und so auch meine Reise. Nach einem halben Jahr reisen werde ich doch auch schon ein bisschen müde – denn die Eindrücke, Erlebnisse und immer wieder neuen Plätze und Menschen strapazieren die Abenteuerlaune und ermüden den Körper, der sich jeden Morgen aufs neue fragen muss, wo er denn schon wieder aufwacht. Allerdings wiegt sich meine Psyche dann meistens auch sofort wieder zurück in einen federleichten Zustand, da ich ja tagtäglich nichts machen muss – sondern machen kann – wenn überhaupt und das wann ich will. Jeah – was für ein Leben amig@s!
Lago Titicaca
Die zweiseitige Medallie des Tourismus wird einem bei den schwer durchorganisierten Touren am Titicacasee schnell klar. Ich will nicht schon wieder rummotzen, aber ich bezweifle sehr, dass es für die Beteiligten ein Genuss ist, wenn sich die Einheimischen der „Islas Flotantes“ in fünf verschiedenen Sprachen „verkaufen“. Ich wäre jedenfalls am liebsten vom Boot gesprungen. Dennoch ein unvergessliches Erlebnis aufgrund der spektakulären Natureindrücke.
Isla flotantes
Kinder am Titicacasee
Sonnenuntergang auf Amaranti
Unser nächster Halt war Copacabana und wie der Name schon sagt, gibt es dort einen tollen Strand. Ein stilvolles Hippyflair und die beste Forelle meines Lebens taten ihren Rest dazu.
Copacabana
Titicacasee 3810m
Coca SI – Cocaina NO
Mit der Einreise in Bolivien stellte sich für mich die Frage, ob ich nun Evo Morales gut finden soll oder nicht. Die Bolivianer scheinen jedenfalls zufrieden zu sein. Auch wenn er es sich ständig mit seinen Nachbarländern verscherzt. Rein ökonomisch ist Bolivien das ärmste Land Lateinamerikas. Das müsste nicht so sein, denn die Bodenschätze, Ressourcen und die Kokaproduktion haben einiges zu bieten. Wenigstens wurde das Kokablatt im Jahr 2006 wieder legalisiert, denn neben der Koka(in)produktion ist die Bedeutung des Koka-Blattes heute noch immer sehr im kultischen, spirituellen und medizinischen Bereich verankert. Kalziumreich und zur Erleichterung der Sauerstoffaufnahme hat mir das Kokablatt in diesen Höhenlagen nicht nur als Ersatz für Nikotin geholfen 🙂 sondern auch Kopfschmerzen und Schwindel verhindert. Bereits 1975 stellte eine Harvard-Studie fest, dass Koka fast 60-mal mehr Kalzium enthält als Weizen, daneben ausserdem hohe Anteile an Proteinen, Eisen, Vitamin A und Vitamin B2. Und auch das Alkaloid Kokain ist in Koka-Blättern enthalten, hat jedoch beim Kauen oder Einspeicheln keine bemerkbare Wirkung, da der Körper gleichzeitig das Alkaloid abbaut.
Art Flag La Paz
Vielleicht sollte Bolivien selber mehr Kokain produzieren und nicht ihre gesamten Ressourcen exportieren. Das gleiche gilt für Erdöl, Borax, Colpa oder Wolle. Leider fehlt es an jeder Ecke an Finanzierungshilfen und Budgets für Investitionen in eine landesinterne Produktion. An Lebensfreude und Zufriedenheit aber fehlt es nicht! Es scheint die BolivianerInnen aber eher nicht zu interessieren, wie es weitergehen soll. Ein Teufelskreis, kein Organisationstalent, kontraproduktive Nachbarschaftsbeziehungen zu Argentinien, Chile und Peru basieren auf den wohl zufriedensten, einfachsten und glücklichsten Gemütern die ich bisher in Lateinamerika kennengelernt habe. Der kollektive Gefühlszustand Boliviens schwebt meiner Meinung nach zwischen Teilnahmslosigkeit und Zufriedenheit. Kritik, Agression oder Wut gibts hier kaum – stattdessen wird gelacht wenn mal wieder was schiefläuft, nicht funktioniert oder der Bus, der bereits viel zu voll ist, bestiegen wird. Ok! Ich kann dabei nicht immer mitlachen aber ich lerne dazu und lache auch sehr viel. 🙂
La Paz
La Paz
Die Hauptstadt – und das nicht umsonst. Die geographische Lage fasziniert von Anfang an. Wenn man über das wüstenähnliche Plateau anreist, erstreckt sich La Paz über einen riesigen Kessel, in einen absteigenden Hang hinein und mit dem 6542 Meter hohen Berg Sajama im Hintergrund. Die höchstgelegende Hauptstadt mit den wohl wahnsinnigsten Busfahrern der Welt hat aber auch tiefgründige Seiten.
La Paz
La Paz Puente
Adios mi niña bonita
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiede ich mich von Lucia: Amiga, echt schade dass du schon nachhause geflogen bist. Sowas kann nicht nochmal wiederholt werden, leider! Es war eine harmonische, spitzen Zeit mit dir!!
Von Sucre bis Salta
Einen zuckersüssen bis zartbitteren Beigeschmack hinterässt mir Bolivien. Denn die unglaubliche landschaftliche Schönheit und die harten Lebensumstände sind nicht immer leicht zu schlucken.
Sucre – die ehemalige Hauptstadt hat jedenfalls kein Problem mit ihrem Selbstbewusstsein. Mit unzähligen mehr oder weniger restaurierten Kolonialhäusern tront die Stadt der Biologiefakultäten (und ich habe noch nie soviele Menschen auf einmal in weissen Kitteln gesehen) auf 2800 Metern, umrundet von einer einzigartigen Kulisse.
Ganz in der Nähe befindet sich Maraguas, ein Dorf in einem riesigen Vulkankratervon ganz spezieller Form. Wider der Turisteninfo, selber hinzufinden – machte ich mich alleine los. Ich habe noch immer keine Lust überteuerte und vollzeitverplante Wege zu gehen. Zwar gibt es keine Busse und keine asphaltierte Strasse nach Maraguas, aber mit dem LKW aus dem Jahre X kommt man trotzdem irgendwann an. Der ansstrengende Weg zur Schutzhütte war einfach nur noch beeindruckend. Pachamama von ihrer schönsten Seite.
Getrieben von der Schönheit der Berge und dem aufkommendem Sturm, erreichte ich auch endlich nach vier Stunden ein Dorf, allerdings hätte ich mich nicht getraut in einem der Häuser zu übernachten. Als mir ein Bauer erklärte, dass noch zwei Stunden bin nach Maraguas fehlen würden, fühlte ich mich wiedermal fehlinformiert und verarscht. Das ist aber hier nichts Neues für mich. Man sollte hier niemandem etwas glauben. Deshalb frag ich immer dreimal nach, wenn ich etwas genauer wissen will.
Nach 20 Minuten kam das einzige Auto des Tages vorbei: Der Bürgermeister! So kam ich rechtzeitig zum Abendessen und bei Einbruck der Dunkelheit auf der Schutzhütte an. Vier junge Männer teilten sich die Zimmerwärme mit mir. Und wiedermal habe ich sehr aufgeschlossene, gebildete, charmante und zudem künstlerisch begabte Israelis kennengelernt. Warum nur verfeinden sie sich in ihrem Heimatland so uncharmant mit allen Nachbarn und scheinen politisch auf Sparflamme zu leuchten? Mit den zwei Franzosen wanderte ich dann am nächsten Tag weiter nach Killa Killa. Nach einer weiteren impossanten Seite der bolivianischen Pacha Mama und einer netten Bekanntschaft später, machte ich mir auch keine Sorgen mehr so ganz alleine durch Südamerika zu wandern. Wenn du willst bist du eh nie allein! Gerade alleine musst du neue Leute kennenlernen und bisher habe ich noch keine schlecht Erfahrungen gemacht.
Eine schlechte Erfahrung war jedoch wieder die Rückfahrt von Killa Killa nach Sucre im Menschentransporter: Nachdem sich eine kleine Frau mit ihrem fetten Arsch auf meine Füsse setzte, konnte ich zwar nicht mehr umfallen, aber dadurch dass sich alle rundum mich schnell hinsetzten, konnte ich mich gar nicht mehr bewegen. Die Gringos sollen ruhig drei Stunden in der Sonne stehen und sich an einem Seil festhalten, dass quer über den LKW gespannt wurde. Der Krug Bier schmeckte hinerher nicht nur besonders gut, sondern zeigte auf fast 3000 Metern auch ungeniert seine Wirkung. 🙂
Bolivien – das Land der kleinen Menschen, der grossen Tragetücher, das ökonomisch ärmste und landschaftlich spektakulärste Lateinamerikanische Land. Nicht weniger kinderreich und auch nicht weniger schön wie Peru, sondern wahrscheinlich noch abwechslungsreicher und extrem hochgelegen – ich bin schon wieder hin und weg. Ich schwöre, manchmal tut mein Herz weh bei soviel Schönheit! Mal sehn wie’s wo weitergeht…
Am 25.05.2011 um 01:39 Uhr
Ganz ein toller Bericht – super zu lesen! …und es freut mich riesig, dass du so eine geniale Zeit in Peru und Bolivien verbracht hast!!
Ich bin ja selber gerade unterwegs und war zuerst 2 Monate in Argentinien, danach Kolumbien & Panama und jetzt derzeit sind wir in Costa Rica am herumtingeln 😉
Wir orientieren uns also eher Richtung Norden und haben noch knapp 2 Monate Zeit, um nach Mexico DF zu kommen!
Ich wünsche dir noch viele tolle, unvergessliche Erlebnisse!
Saludos cordiales Oelzi-Boelzi 😉
Am 25.05.2011 um 07:18 Uhr
Ah, mi niña, que vida! 🙂 Ich weine gerade!
Obwohl Ich nicht so lang in Bolivia gewesen bin, stelle ich auch fest dass bolivianische Leute sehr nett sind, entgegen dem, was andere Leute uns gesagt hatten!
Ahh ich fuehle, dass ich etwas verloren habe! Aber das ist das Leben, wenn man etwas als Traum hat… Ich bin überzeugt daß meine Entscheidung richtig war!
Und tut mir leid, dass du jetzt ganz allein bist, aber… ich weiss, du wird nie allein sein! Ich bin sicher, dass du eine andere Seite der Reiseerfahrung erlebst, die nur möglich ist, wenn man allein ist!
Gute Erfahrungen, negative Erfahrungen … all das wird dein Leben ändern und verbessern, mehr als mich (wegen deiner psychischen und Lebenssituation), und ich bin stolz, dass ich Teil von dem bin, etwas dass Du alles dein Leben lang erinnern wirst.
Ich umarme dich und ich hoffe dich bald zu sehen.
Te quiero mucho!
Lucia
PS: Entschuldigung für mein Deutsch!
Am 25.05.2011 um 16:03 Uhr
Gruess paca mama von mir!
Am 30.05.2011 um 08:37 Uhr
Sehr schöner Bereicht, obwohl ich das mit dem Kokain nicht ganz verstanden habe. Wird das dort denn wirklich soviel gekaut und was sind die (Neben)Wirkungen?
Allerdings finde ich das Bild von La Paz mal richtig geil. Diese moderne Hochhausarchitektur vor einem faszinierenden Panorama. Da schauen unsere deutschen Städte doch richtiggehend langweilig aus. 🙁
Man bekommt Fernweh buhuhu
Am 31.05.2011 um 21:28 Uhr
Wow Lucia, que bonito tu mensaje, GRACIAS! Eres la hostia mi nina lista! Te quiero mucho y ahora estoy yo la que tiene lagrimas cerca. Cuidate mucho y vive tu sueno
Am 01.06.2011 um 16:53 Uhr
Danke deutscher Urlauber,
da hast du allerdings recht, La Paz ist einfach eine atemberaubende Stadt und ein sehr gutes Fotomotiv. Das Koka wird auch wirklich ständig und nicht von wenigen Leuten gekaut. Die interessante Geschichte daran ist, dass wir eine völlig andere Einstellung dazu haben. In Lateinamerika gehört das Koka zur Kultur, wie bei uns Kaffee oder ähnliches.
Am 01.06.2011 um 19:41 Uhr
Danke für den ausführlichen Bericht. Derartige Infos und Eindrücke gibt es selten. Die landschaftliche Schönheit des Altiplanos, aber auch der Amazonasregion, werden von immer mehr Ausländern geschätzt. Die Einheimischen reisen wegen der schlechten Wirtschaftslage eher wenig, Massentourismus gibt es also kaum.
Am 02.06.2011 um 16:36 Uhr
Kokain wird dort natürlich nicht gekaut, sondern Kokablätter, was mal was ganz anderes. Die Einheimischen kauen diese Blätter traditionell, um ohne Hunger lange arbeiten zu können. Mit der Wirkung der leider so bekannten Droge hat das nicht viel zu tun, sondern es gehört hier zur Tradition!