Ecuador – Ich muss einfach weiterreisen…
Inzwischen sind Lucia und ich über drei Monate in Südamerika unterwegs und noch immer bin ich in absoluter Reiselaune und voller Tatendrang. Leider vergeht die Zeit beim Reisen viel zu schnell, da die ständig neuen Impressionen und Menschen auf dem Weg – andauernd interessante Momente hervorbringen…und noch immer versuche ich die lateinamerikanische Gesellschaft zu Umweltschutz, Solidarität und weniger Neid auf den sogenannten Westen zu überzeugen. Versuchen kann ich es zumindest, oder!?
La Mitad del Mundo
Von Quito aus fuhren wir in ein Dorf mit dem Namen „Der Mittelpunkt der Welt„, laut GPS sind die Koordinaten 0-0-0 genau 200 Meter des ursprünglich im 18. Jahrhundert von den französischen Seefahrern definierten Äquatornullkoordinaten angesiedelt. Heute streitet sich die komerzielle Variante des Themenparks mit einem geologischen Museum um den tatsächlichen Titel der Situierung. Auch ein spiritueller Mittelpunkt der Welt wird angeboten, dort kann man mit indigenen Stämmen an den hemisphärenprägnanten Tagen Zeremonien feiern oder auch einfach auf eigene Faust ins Andenhochland zur besagten Stelle wandern. Als Lucia und ich dahin wollten, war die Sicht leider gleich Null und wir konnten uns nur über die schnellen Wetterwechsel wundern. Danach gings in das geologische Museum und wir waren sehr fasziniert von den Gravitationtests die dort gezeigt wurden. Beispielsweise wurde uns auf der nördlichen Halkugel der Wasserablauf demonstriert, der gegen den Uhrzeigersinn abläuft. Dann auf der Südhalbkugel, wo es im Uhrzeigersinn abläuft. Aber genau am Äquator fließt es ganz gerade ab. Faszinierend, das alles auf einer 10 Meter Achse zu sehen – die transhemispherische Achse sozusagen. Anscheinend kann man es auch nur am Äquator schaffen, ein Ei zum stehen zu bringen, indem man den Dotter ausbalanciert. Juhu, ich habs geschafft – mit der nötigen inneren Ausgeglichenheit. Und auch die Körperkräfte wirken direkt am Äquator geringer, da weniger Gravitation besteht.
La Mitad del Mundo
Quito
Nach einer Woche in der ecuadorianischen Hauptstadt und nach einer Woche Nervenkitzel waren wir dann doch froh Richtung Pazifik aufzubrechen. Dennoch hatten wir eine sehr schöne Zeit in der Hauptstadt mit vielen besonderen Eindrücken: architektonische Abwechlung (besonders die von der UNESCO denkmalgeschützte Altstadt), interessante Bekanntschaften, viele unterschiedlichen historische und politische Erklärungen, wundervolle Ausblicke auf die Stadt und natürlich viele Cañelazos (Zimtlikör);
Quito
Atacames
Da uns viele Ecuadorianer Atacames in Esmeraldas empfohlen hatten, war dies unser erstes Ziel an der Pazifikküste. Und zum ersten Mal in meinem Leben bekam ich endlich den Pazifik zu Gesicht. Aber von Wellen und kaltem Wasser nicht zu reden. Dort gibt es zwar jede Menge Surfer, aber komischerweise keine Wellen. Jedenfalls momentan nicht. Die Stadt hat ein gespaltenes Verhältnis zwischen ecuadorianischen Hochlandtouristen, einheimischen Surfern und Fischern und ein paar einzelnen Gringotouristen, die bisher nicht besonders willkommen sind. Da in der Gegend um Esmeraldas im 17. Jahrhundert einige Sklavenschiffe kenterten, leben heute viele Afro-Ecuadorianer noch immer relativ abgespalten vom Rest in dieser Region. Das Temperament der Einheimischen ist lebensfroh, laut, aufdringlich und der Kontakt mit uns Blondies nicht immer ganz einfach, da ich mich so als Europäerin manchmal bedrängt fühle. Als Gringa zahlt man dort sowieso mal das Doppelte. Aber wir liessen uns die Laune auf keinen Fall verderben, denn unsere Euphorie endlich wieder am Meer und in warmen Temperaturen zu sein, war größer. Die Ambiente im Hostel „Chill Inn“ einer Schweizer Aussteigerin war seeehr chillig. Als am Wochenende eine Electroparty auf dem Programm stand, konnte ich auch endlich mal wieder eine Nacht lang unbekümmert durchtanzen. Was für Entzugserscheinungen nach unseren eher ruhigen Nächten in den großen, gefährlichen, bösen Städten.
Dadurch, dass die Leute hier auch Elektro im Raggeatonstil tanzen – pflegte unsere neue verrückte Gringafreundin aus L.A. zu sagen: „Schau, was für ein Arsch hier tanzt, der Körper bewegt sich nicht, nur der Arsch. INCREIBLE…„.
(increible = unglaublich)
Als es dann nach zwei Tagen endlich wieder aufhörte zu regnen und meine im Freien hängende Wäsche langsam wieder trocken wurde, fuhren wir die Pazifikküste Richtung Süden weiter. Wer sagt, das es in Ecuador keine schönen Strände gibt?
Ecuador Esmeraldas
Canoa
Was soll ich sagen? Ihr habt mir nicht zuviel versprochen, Amigas! Was für ein besonderer Platz: increible, magnifique, awesome, bellissimo… einfach nur genial! Schuridani, ich weiss jetzt warum du dir dort ein Grundstück gekauft hast, gute Idee! Hier treffen sich Surfer, Sonnenanbeter und einheimische Fischer in einer ganz besonderen Atmosphäre zum kulturellen Austausch.
Canoa
Bei unserer Ankunft beschlossen wir gleich mal für einen Monat dort zu bleiben. Die Sonne und die laszive Athmosphäre setzen der „Locura“ keine Grenzen (Anmerkung der Redaktion: Locura ist spanisch für Verrücktheit, Tollkühnheit, Draufgängertum,…). Am Tag wird gesurft, gechillt und Meeresfrüchte gegessen und nachts wird gefeiert. Jede Nacht! Als wir nach zwei Wochen langsam des Feierns müde wurden, hatten wir beinahe ein schlechtes Gewissen!
Da Canoa mit den besten Wellen für Anfänger gesegnet ist, habe ich mich gleich am ersten Tag eine Surfstunde genommen. Natürlich vom heißesten Chico am ganzen Strand, so wie sich das laut Klischee gehört. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das soviel Spass macht. Werde auf jeden Fall damit weitermachen. Aber besser ohne den Surflehrer! 😉
Sonnenuntergangsurf
Sonnenuntergang – Pflichttermin
Sonnenuntergang – Pflichttermin
In Canoa fehlt zwar jeglicher Luxus, aber die Leute wissen auch hier ganz genau, daß es ihn gibt. Dementsprechend ist der interkulturelle Austausch nicht immer einfach. Hinzu kommt die Diskreptanz der Mentalitäten und der Werteeinstellungen. So ergeben sich interessante zwischenmenschliche Begegnungen mit vielen Diskussionen.
Was braucht man schon um glücklich zu sein? Oder Feli?
Wie gesast, am liebsten wäre ich für einen Monat dort geblieben – so wie die meisten Gring@s die ich kennengelernt habe, aber nach zwei Wochen wurde es absolut Zeit weiterzureisen, da wir ja in den nächsten Monaten noch einige Länder vor uns haben und Zeit und Geld doch wichtige Aspekte in meinem Leben sind!
Die Dollarisierung und deren Nebeneffekte
Baños
Wir haben es dann tatsächlich geschafft noch vor dem Wochenende Canoa zu verlassen. Mit dem Nachtbus gings weiter in das cirka 7 Stunden entfernte Baños, welches für seine heilenden Termalbäder bekannt ist. Ein ruhiges, erholsames Städtchen in Dschungelnähe. Das war genau das perfekte Programm nach zwei Wochen Canoa.
Riobamba
Unser nächster Stop ist eine hässliche Stadt am Chimborazo (6310m). Der Vulkan ist der absolute Wahnsinn. Am liebsten würde ich gleich mit meinem Snowboard raufsprinten, da jede Menge Schnee liegt. Aber mein Snowboard hat leider dieses Jahr Pause und ausserdem machen mir die Höhenmeter bereits hier unten in der Stadt (2750m) manchmal zu schaffen.
Chimborazo 6310m
On the Road
Inzwischen ist mein Rucksack schon wesentlich leichter geworden. An jedem Platz vergesse ich was. Solange ich nicht meinen Kopf, mein Herz, meinen Stolz oder meinen Pass verliere – passt das schon. Gleichzeitig nehme ich aber auch vieles für mich perönlich mit. Trotzdem fällt Abschied nehmen von Leuten und Plätzen nicht immer leicht. Aber das gehört zum Reisen natürlich auch dazu. Gleichzeitig ist ja auch genau das das Schöne am Reisen: den irgendwie ist jeder Mensch der einem begegnet eine Bezugsperson. Es kommt dabei auf einen selber darauf an, wie man damit umgeht – ob abgebrüht und oberflächlich oder doch respektvoll, mit einer gewissen Liebe zum Detail und mit Respekt…ich weiss zwar schon lange nicht mehr, wie oft ich „meine Geschichte“ bereits erzählt habe und sich dabei bestimmte Situationen immer wieder wiederholen, dennoch ergeben sich aber immer wieder neue, interessante Begegnungen und Gespräche. So wie das eben ist im Leben. Besonders auf Reisen.
on the road
Die nächsten Tage werden wir den gerade beginnenden lateinamerikanischen Carnaval in der Region erkunden. Wahrscheinlich wiedermal viel Salsa und Merengue tanzen, viele Leute kennenlernen und das ein oder andere Cañelazo trinken.
Ich wünsche auch Euch eine spitzen Zeit und freu mich immer sehr von Euch zu hören!
Besote enorme de Ecuador
Alex
Fernweh
Am 06.03.2011 um 10:15 Uhr
Servus Server-Tussi!
Wünsch dir alles Liebe zum Geburtstag, viel Spass noch!
PS Toller Blog
Und was mach ich noch – geh dann mal bügeln.
Am 21.04.2011 um 21:41 Uhr
Ein schönes Blog mit viel Informationen über die Urlaubsorte. Was mir aufgefallen ist: Wie kann sein das es hier so wenig über Polen und Urlaubsorte an der Ostsee oder in Masuren gibt? Fast die Hälfte von Urlauber in Polen sind Touristen aus Deutschland.