Cusco – Machu Picchu
Als wir morgens in Cusco ankamen, waren wir sofort vom Charme der Stadt hin und weg. Auch die Höhe (ca. 3500 m) verschlägt einem fast den Atem und ich überlege mir jetzt dreimal, bevor ich eine Zigarette rauche. Das moderne Cusco ist auf den Grundmauern des einstigen Inkareichs aufgebaut und trägt den Beinamen „Der Nabel der Welt“. Viele Tempelanlagen wurden geplündert und die Steinblöcke für die unzähligen Kolonialbauten der Stadt verwendet. Jede einzelne Epoche hinterließ jedoch ihre Spuren im Stadtbild und eine lockere Fusion derer integriert sich im aktuellen Cusco. In den schmalen Gassen in der Nähe des Plaza de Armas (Hauptplatz) scheint sich aber in den letzten Jahrhunderten kaum was verändert zu haben.
Cusco
sexywoman
Die Masse an Touristen ist anfangs ziemlich erschreckend, aber die Freundlichkeit der Cusceños überzeugen einen dann doch, dass die Vermarktung der Stadt (auch aufgrund der Nähe zum Machu Picchu) auf einer mehr oder weniger gesunden Basis funktioniert. Zumal sich die Touristen hauptsächlich innerhalb des (inka-kolonialen) historischen Viertels aufhalten. Wir hatten das Glück ein billiges Zimmer am Hauptplatz zu ergattern. Auf dem Balkon sitzen und das Karwochengeschehen zu beobachten kann Stunden dauern. Besonders nach der anstrengenden Tour zum Machu Picchu.
Anfangs war Lucia nicht wirklich davon überzeugt, überhaupt das Machu Picchu zu besuchen, da es inzwischen bereits sehr überlaufen ist und auch laut Lonely Planet zu Tode geliebt wird. Aber je näher wir kamen und je mehr Leute davon schwärmten, desto überzeugter war auch sie und auch meine Vorfreude steigerte sich umso mehr. Es gibt viele Möglichkeiten nach Aguas Calientes (oder Machu Picchu City – wie die kommerzielle Version davon lautet) zu gelangen. Erstens wollten wir natürlich die Billigste und zweitens die alternativste Variante erleben. Allerdings ist es nicht so einfach vor Ort richtige Information zu bekommen, da die unzähligen Reiseveranstalter natürlich alles so teuer wie möglich verkaufen wollen. Da Lucia und ich inzwischen absolut keine Lust mehr auf irgendwelche geführten Touren haben und von den sich gegenseitig auf die Füße tretenden Touristengruppen mehr als genug haben, entschlossen wir uns für die riskante, strapaziöse und zeitaufwendige Strecke von Cusco über Ollantaytambo aus – über unzählige Dörfer und drei Pässe und auf eigene Faust. Der höchste Pass hatte beeindruckende 4316 Meter und die Fahrt in der Fahrerkabine flößten mir nicht nur Respekt vor der gewaltigen Andenkulisse, sondern auch ein bisschen Angst ein. Als wir nach vier Stunden endlich in Santa Maria ankamen, fing das Abenteuer aber erst richtig an: Eine Taxifahrt mit einem Dornbirner, einem Sachsen, einem Indigenen (und dessen fünf Hühnern), Lucia und mir nach Santa Teresa endete irgendwo dazwischen, da während der momentanen Regenzeit immer wieder Erdrutsche auf die kurvige Schotterstraße abgehen. Die kleinen Steine die noch nachrutschten ließen den Taxifahrer eine Weile lang noch kalt, jedoch war irgendwann überhaupt kein Durchkommen mehr. Daraufhin schickte er uns zu Fuß weiter. Lucia war sehr froh, dass sie den zweiten Erdrutsch unversehrt überlebt hatte! Ein paar Kilometer weiter wartete schon ein anderes Taxi auf uns, mit welchem wir dann ohne weitere Zwischenfälle bis zum Hydroelektrizitätswerk fahren konnten (cirka eine Stunde).
Ollantaytambo Hauptplatz
Andenpass in Richtung Machu Picchu
Von dort aus kann man entweder den Zug nehmen oder einfach auf dem Gleis von Peru Rail bis nach Aguas Calientes laufen. Wider der Information, dass wir gemütliche zwei Stunden zu Fuß brauchen würden, wurde es nach zweieinhalb Stunden schnell laufen bereits richtig dunkel. Und ein junger Peruaner der mit seinem Mountainbike vorbeikam meinte, dass noch fünf Kilometer fehlen würden. Ein paar Minuten später rollte glücklicherweise ein Lokführerwagen vorbei und gegen unsere Erwartungen nahmen uns per „Zugstopp“ die sympatischen Lokführer sogar bis nach Aguas Calientes gratis mit, natürlich für ein entsprechendes Trinkgeld. Insgesamt kam uns die gesamte Strecke von Cusco bis Aguas Calientes sehr billig (10 Euro): Cusco – Ollantaytambo im Bus 15 Soles, Ollantaytambo – St. Maria 10 Soles, St. Maria (über St. Teresa) – Hydroelektrizitätswerk 15 Soles, anstatt teure 200 Soles von Cusco bis Aguas Calientes mit dem Inkarail (dessen Unternehmer Ausländer sind und ich sowieso keinen einzigen Sol beisteuern möchte). Allerdings dauerte unsere Variante geschlagene 12 Stunden – uff!
In „Machu Picchu City“ angekommen fand ich wider meiner Vorstellungen entsprechend, ein modernes – beinahe exklusives Touristenstädtchen inmitten der beeindruckenden Bergkulisse wider. Wenn man sich an die saftigen Preise, die nervigen Verkaufsstrategien, das touristenverseuchte Personal und die vielen Touristen gewohnt hat, dann kann man dort echt kulinarische Köstlichkeiten in stilvoller Ambiente geniesen. Dass die im Vergleich zum Rest von Peru gesalzenen Preise weitaus höher sind, muss einem schon klar sein bevor man hinfährt. Die Organisation der immensen Menschenmasse (momentane 2000 Besucher pro Tag) scheint sehr gut zu klappen, die Busse fahren ökologisch und die gesamte Umgebung ist in den Tourismus einbezogen. Allerdings scheint die Seele verkauft zu sein!
Obwohl es morgens noch nebelig ist, entschlossen wir uns doch schon früh aufzubrechen, da wir unbedingt unter den 400 Glücklichen sein wollten, welche eine Bewilligung für den Aufstieg zum Wayna Picchu erhalten. Als wir beim Eingang zum Machu Picchu um sechs Uhr morgens ankamen, erfuhren wir dass bereits alle Besucherstempel zum Wayna Picchu vergeben wurden. Wir waren natürlich sehr sauer darüber, aber noch nicht ohne Hoffnung. Auch in Peru soll doch scheinbar alles möglich sein! Nach einigen nebeligen Stunden Suche der Umrisse des scheinbar beeindruckenden Machu Picchus, kreativen Fotomotiven und der Suche nach dem skurrilsten Touristen später, lichtete sich langsam die Kulisse.
Machu Picchu im Nebel
noch mehr Nebel
es lichtet sich
Die Sonne kommt
Wir entschlossen uns dann auch dazu die lange Schlange zum Wayna Picchu abzuwarten und schlossen währenddessen Freundschaft mit einer optimistischen spanisch-brasilianischen Familie, welche dieselbe Idee hatten wie wir. Dank der autoritären Persönlichkeit des Vaters, ließen uns die Kontrolleure unter den letzten zehn Leuten dann doch noch aufsteigen. Beflügelt vom Glück dass wir die letzten Tage hatten und auch von den Cocablättern, flogen wir beinahe zum Wayna Picchu hoch. Und endlich erhielten wir auch den Ausblick, den ich mir so erhofft hatte. 🙂
Die Aussicht vom Wayna Picchu
Saludos amigos!
Ein weiterer perfekter Moment
Ich habe ja schon viele Fotos vom Machu Picchu gesehen, aber selber dort zu sein, die wahnsinns Berglandschaft und das Machu Picchu mit seiner mysteriösen (und immer noch ungeklärten) Bedeutung zu sehen – hat schon etwas Unübertreffliches!!! Ich glaube ich habe noch keinen schöneren und energetischeren Ort auf dieser Welt gesehen!!! Außerdem macht es die nervenaufreibende Warterei mit tausenden anderen Touristen wieder wett! Nach ein paar weiteren Stunden in den Ruinen, machten wir uns wehmütig wieder an den Abstieg.
Zurück in Aguas Calientes gönnten wir uns ein wohlverdientes Thermalbad und ein leckeres Menü inklusive Alpacasteak. Sofort daran anschliessend folgten endlich mal wieder neun Stunden Engelsschlaf. Am nächsten Morgen gings bereits wieder zurück Richtung Cusco, diesmal aber mit mehr Komfort und Sicherheit (Peru Rail: 23 Euro und zwei Stunden Zugfahrt bis Ollantaytambo). Lucia und mir war die Zeit und das Leben dann doch zuviel Wert, um die Strapazen und das Risiko der „Alternativ-Stecke“ nochmals auf uns zu nehmen. Wenigstens wissen wir jetzt auch dass es anders geht, zwar nicht leichter – jedoch schöner, interessanter und spannender!
Hasta Luego Machu Picchu!
Andenteppich
Indigena
Austria? No, Peru!
Cusco – Markt
Babylamas
Am 25.04.2011 um 19:13 Uhr
Traumhaft schön! Da will ich auch mal hin, unbedingt!!!
Am 28.04.2011 um 13:50 Uhr
Da könnte es mir auch gefallen.
Am 29.04.2011 um 21:25 Uhr
Wow! Wieder einmal ein wundervoller Reisebericht!!
Beim Durchlesen fühle ich mich als wäre ich auch dort. Freu mich sehr für euch!!
Un abrazo fuerte
Gruaß us´m ländle
Am 30.04.2011 um 10:03 Uhr
Herrliche Bilder – wie immer!!
Am 07.05.2011 um 22:08 Uhr
Danke Dani! Dickes Bussl aus Bolivien
Am 11.05.2011 um 15:20 Uhr
muy lindas fotos, me encanto la de las tortuguitaaas
besos amigas!!! mmuuuuak
Am 08.06.2011 um 11:45 Uhr
Superschön!!! Wie im Traum!!! Ich habe in Europa so was nie gesehen!!!