Bienvenido Ecuador
Hallo Freunde,
liebe Grüße aus meiner kleinen kolumbianischen Reisewelt! Nach einer abwechslungsreichen Zeit in und um Taganga, beschlossen wir noch als Abschlussplatz in der Karibik den Nationalpark um die Sierra Nevada zu besuchen. Im Parque Tairona, etwa zwei Stunden abgelegen von Abgasen, Umweltproblemen und Zivilisation kann man entweder zelten oder die Hängematte aufhängen und einfach mal chillen, baden und ähnliches tun oder nicht tun. Ein Sandstrand wechselt sich dort mit dem Nächsten ab und die Natureindrücke sind einfach genial.
Parque Tairona
Leider lief Lucias Visa bereits am 3. Februar aus und ich wollte kein Risiko mit der Ausreise eingehen, da ich keinen offiziellen Einreisestempel mehr habe, geschweige denn einen ordentlichen Pass besitze. Die Strecke vom Norden nach Süden in Kolumbien (zur ecuadorianischen Grenze) beträgt insgesamt per Bus ca. 35h, deshalb haben wir uns noch ein bisschen Zeit für die Zwischenaufenthalte in Bogota, Zona Cafetera (Armenia, Salento) Cali und Ipiales eingeplant. Schere blieb noch länger an der Karibikküste und die zwei Rubias sind von nun an alleine unterwegs. Wir wollten etwas Zeit sparen und über Nacht in die Zona Cafetera fahren. Abgesehen davon, dass die Kolumbianer scheinbar bei jeder Kurve auf den Schutz des katholischen Gottes spekulieren und den Rest die Hupe macht, ist schlafen bei den Kurven unmöglich.
Deshalb war das Programmangebot in Salento perfekt ausgewählt. Nach vielleicht einer halben Stunde Schlaf im Bus gingen wir früh morgens zur Finca de Don Elias, eine kleine Kaffeeplantage in der Salento. Nach einer zweistündigen Plantagenführung des Besitzers habe ich wohl einen der besten Kaffees oder vielleicht auch den Besten meines Lebens getrunken (Bohnenmischung aus Arabiata und Columbiana). Ohne Milch und ohne Zucker. Mit Zigarette. Ich konnte dann auch nicht wiederstehen Kaffee zu kaufen – welchen ich nun die nächsten Monate mit mir rumschleppen muss. Aber dass ist er auf jeden Fall wert. Danach wanderten wir durch die der Schweiz ähnlichen Hügellandschaft und genehmigten uns eines der günstigen Almuerzos/Menüs (Maismilch mit Rohrzucker, Sanchocosuppe, Fleisch, Reis und fritierte Bananen). Diese Zusammenstellung findet man btw jeden Mittag auf jeder Menükarte! Sehr lecker, aber wir finden es wird langsam Zeit für eine kulinarische Abwechlung.
Kaffeetrocknung
Don Elias will sehen was ich gefilmt habe
Bandeja paisa – das Nationalgericht
Das Cocoratal
Mir kommt vor ich bin in der Schweiz
Kolumbiens Städte sind nachts nicht besonders empfehlenswert. Lieber steh ich früh bei Sonnenaufgang auf und nutze das Tageslicht für die sicher schöneren Impressionen. In Cali, unserem nächsten viertägigen Aufenthalt hab ich erst gar keine Fotos gemacht, da ich nicht riskieren wollte, dass mir die von Lucia geliehene Kamera geklaut wird. Der Reiseführer hat schon recht, wenn es dort heißt dass es in Cali nicht wirklich was zu sehen gibt. Zwar gibt es schon einige kreative Alternativrestaurants und schöne aber verfallene Kolonialarchitektur, aber bei Einbruch der Dunkelheit gingen wir lieber schnellstens ins Hostel. Das Hostelleben mit den spontanen Bekanntschaften bringt doch auch immer wieder interessante Momente mit sich. Dann haben wir noch diesen ecuadorianischen Typen kennengelernt, der uns alle möglichen Heil- und Wundermittel verkaufen wollte. Beim nächsten Vollmond soll uns eine Liane (Yague) den Weg in die Zukunft beleuchten und die Gegenwart aus einer neuen Perspektive aufzeigen. Hmmm, mal sehn was sich da so Preis gibt! Zu einer konzentrierteren Form und mit weiteren Wurzeln nennt sich das Gemisch Ayahuasca und wird von den indigenen Schamanen für die Heilung aller möglichen Krankheiten (wie Krebs, psychologische Krankheiten, u.a) verwendet. Interessantes Zeugs! Du musst nicht danach suchen – es findet dich, so sagt man. Je weiter wir dann Richtung ecuadorianische Grenze fuhren, umso weniger touristisch wurde es und der koloniale Charakter kam immer mehr durch.
Hauptplatz in Ipiales
Kurz vor der Grenze wurden die Polizeikontrollen immer häufiger und einmal wurde ich aus dem vollen Bus gebeten um meinen nicht vorhandenen Einreisestempel im neuen Notfallpass genauer zu erklären. Dazu brauchte es gleichzeitig vier Polizisten. Nach intensivem Beglotzen wurde ich noch kurz verarscht, bevor ich wieder in den wartenden Bus einsteigen durfte. Adios Colombia! Aber eigentlich schade, kaum haben wir uns an die Sitten und Sprüche der Kolumbianer gewöhnt, müssen wir schon wieder ausreisen. Alles in allem aber muss ich sagen, dass das Bild von Kolumbien in den Medien zu krass dargestellt wird. Die letzten fünf Jahre hat sich einiges innerhalb der Politik getan, das Land ist nicht mehr so korrupt wie vorher und auch die FARC, Guerrillas und andere Untergruppen wurden stark zurückgedrängt worden, um das Leben in Kolumbien sicherer und erfreulicher zu machen. Touristen sind sowieso willkommen, auch wenn die meisten dennoch beklaut werden. Die Polizei besitze einen gemeinsamen Herzschlag, so heißt es auf den Werbeplakaten. Ihre Präsenz ist stark und soll eben einschüchtern.
Ipiales – kurz vor der Grenze
Anders ist es bei der ecuadorianischen Grenze: dort gab es ein Begrüßungslied von den Grenzbeamten:)
das nächste Land: Ecuador!!! Jeah!!!
Nachdem wir die letzte Nacht in Ipiales/Kolumbien (mit der einzigen, dafür aber sehr beeindruckenden Sehenswürdigkeit: Die Kathedrale der Virgen de La Llach) verbracht haben gings nach Ecuador/Tulpan:
Kathedrale der Virgen de la Llach
Der Friedhof in Tulcan – Eduard war wohl hier
Weitere sechs Stunden Busfahrt über die Panamericana später kamen wir spät nachts endlich in Quito an. Nach so vielen Stunden habe ich die kommenden Tage absolut keine Lust mehr auf Gasabgasgeruch und klimatisierte Busse mit wahnsinnigen Busfahrern.
Schön und traurig sind die ersten Impressionen von Quito. Auf jeden Fall eine einzigartige Hauptstadt, auf bereits 2800 Höhenmetern und momentan mit besten Wetterbedingungen. Die Armut geht hier Hand in Hand mit Intoleranz und Korruption – ein sehr gefährliches Gemisch. In den letzten zehn Jahren wechselten sich sieben Präsidenten im Amt. Teilweise wurden sie sogar direkt vom Volk aus dem Parlament geputscht! Eine solidarische, aktive, politische Beteiligung seitens des Volkes ist also vollstens vorhanden. Für meinen europäischen Geschmack ist diese politische Mentalität aber etwas zu impulsiv. Aber was für ein Bild kann ich mir schon als Tourist auf die schnelle machen? Jedenfalls scheinen die meisten Ecuadorianer, die wir bisher kennengelernt haben, mit dem momentanen linkspopulistischen Präsidenten Rafael Correa zufrieden zu sein. Und hier scheint sich absolut jeder für Politik zu interessieren.
In Ecuador treffen Mestizen auf indigene Völker und Afro-Ecuadorianer: Leider gibt es keinen wirklich gemeinsamer Nationalkonsens, was die durch und durch korrupte Gesellschaftsphilosophie nur schwer aus der Misere bringen könnte. Gelobtes Europa und das Erbe der französischen Revolution! Manchmal wenn meine Nerven flattern, würde ich am liebsten gleich wieder weiterfahren, aber es gibt auch sehr schöne Seiten zu entdecken.
vier weitere Jahre?
Zwei kurze Anekdoten der letzten zwei Tage:
Nachdem einer ecuadorianischen Freundin von Lucia während dem Telefonieren das Telefon aus der Hand gerissen wurde – der Dieb dann eine Hauptstraße hinunter rannte – wobei alle Leute auf der Straße solidarisch „Dieb – Dieb“ riefen und ihn die Polizei auch stoppen konnte, jedoch das Handy ohne Dieb zurück zum Polizeiposten gebracht wurde und wir Gringas dann mit der Ecuadorianerin von der Polizei höchstpersönlich durch Quito zurück chauviert wurden und dabei leider einen kleinen Einblick in die verschissene, korrumpierte Polizeiarbeit erhielten, weil sich ein Polizist verplappert hat – wünschte ich manchmal meine Reise wäre ein bisschen unspektakulärer. Dennoch ist das authentisch und interessant!
In der Nähe des Hostels befindet sich „La Ronda“, ein paar Straßen mit netten Bars, Restaurants und Straßenständen. Das Nationalgetränk „Canelazo“, ein warmes Zimt-Likörgetränk für USD 0,50 wärmt den Körper und beruhigt meine Nerven sehr. Ein paar Leute haben uns in eine Bar eingeladen, um mit ihnen einen Geburtstag zu feiern und ich freue mich sehr über die lockere, lustige, lebensfrohe und zufriedene Art der ecuadorianischen Mentalität. Auch wenn die Lebensbedingungen hier hart sind! Das nenne ich magischen Realismus! Und genau deshalb bin ich auch hier!
Morgen fahren wir zur „Mitte der Welt“ (ein geographischer Themenpark mit Planetarium und Ausstellungen), also einmal von der Südhalbkugel zurück zur Nordseite und dann wieder zurück in den Süden nach Quito. Am Äquator soll man leichter sein, da weniger Gravitationskraft besteht.
Nach ein paar weiteren Tagen in Quito geht es dann weiter wieder Richtung Meer zur Pazifikküste. Ich bin gespannt was sich alles auf dem Weg dahin ergeben wird!
Besotes a todos!!!
Am 09.02.2011 um 08:06 Uhr
Liebe Alex! Das klingt alles sehr schön und spannend. Ich wünsch dir weiterhin viel spass auf deiner Reise! Besos silke
Am 12.02.2011 um 13:10 Uhr
Hola Alex u. Lucia!
Beneidenswert! Was ihr da alles erleben dürft! Obwohl sicher fällt euch auch manchmal das Herz in die Hosen, bei den manchmal auftrettenden „Troubles“! Weiterhin „un buen viaje“!! un beso de Tenerife
Am 12.02.2011 um 19:36 Uhr
Hola ihr beiden Abenteurerinnen!!
Also ich kann das verstehen, wenn einem da die Nerven kitzeln!! Hut ab für euren Mut! Ich wünsch euch noch eine weiterhin tolle viaje, schöne Abenteruer und noch viele geheimnisvolle Begegnungen (Alex, wenn du wieder da bist, werde ich dich gleich über die Weisheiten des Schamanen befragen:) Kennst mich ja)
Besito fuerte !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!